IFK fördert Ausstellung "Goethe und das Geld" im Goethehaus

vom 14.9.2012. bis 30.12.2012

 

Grusswort von Tilman Wittershagen 

Vorsitzender des Beirates Interessengemeinschaft Frankfurter Kreditinstitute GmbH

 

Nach Golde drängt,

Am Golde hängt

Doch alles. Ach wir Armen!*

Geschätzte Goethe-Freunde!

 

Als der größte Sohn Frankfurts diese Zeilen im ›Faust‹ vor mehr als zweihundert Jahren schrieb, war die Symbolkraft des gelben Metalls bereits Jahrtausende alt. Und heute liest sich das Zitat wie ein etwas ›barock‹ formulierter Ausschnitt aus einer der vielen Talk-Shows während der Finanzkrise der vergangenen fünf Jahre. Goethe hatte damit recht zeitlos den offenkundigen Zeitgeist beschrieben, die Sehnsucht nach Sicherheit im gelben Metall, nach Wohlbefinden und Wohlstand. 


Goethe und Geist – dies ist eine weithin bekannte, schier untrennbare Relation. Goethe und Geld erscheinen dagegen eher als Gegensätze. Die intensive Beschäftigung des Dichters mit ökonomischen Fragen wurde in der fachwissenschaftlichen Literatur in manchen Aspekten bereits beschrieben. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit diesem durchaus wichtigen Aspekt der Goethe’schen Werke findet sich sogar in der Eingangshalle der Hauptverwaltung Frankfurt der Deutschen Bundesbank, ehemals Sitz der Reichsbank. In den 1980er Jahren wurden die berühmte Papiergeldschöpfung und andere ›Faust‹-Szenen an diesem Platz deutscher Finanzgeschichte in beeindruckender Form festgehalten.


Dennoch ist die intensive Beziehung Goethes zum Geld gemeinhin eine eher unbekannte Facette des vielseitigen Genies. Eine wissenschaftlich fundierte Ausstellung zu dieser Thematik, die sowohl Goethe- Kennern neue Erkenntnisse vermittelt, als auch ökonomisch Interessierten diese spannende Seite des Dichters nahebringt, hat es bisher nicht gegeben. Ein solcher Plan reifte vor wenigen Jahren in diversen Gesprächen. Das Freie Deutsche Hochstift rief schließlich ein Projekt ins Leben, das eben dieses Ziel verfolgt und nun erstmals die Ergebnisse der Forschung zu Goethes ökonomischen Interessen und Tätigkeiten in einer großen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert und in einem begleitenden Katalog Beiträge von renommierten Fachwissenschaftlern versammelt.


Es war naheliegend, hier eine Zusammenarbeit mit dem Kreditgewerbe zu suchen, das auch schon zu Goethes Zeiten ein bedeutendes Standing hatte. Besonders erfreulich ist der Umstand zu werten, dass diese Aufgabe säulenübergreifend übernommen werden konnte, indem die 1948 gegründete Interessengemeinschaft Frankfurter Kreditinstitute GmbH zum Hauptförderer des Projektes geworden ist. Hinter der Interessengemeinschaft stehen zwölf klangvolle Namen, die das deutsche Unternehmertum mit Beratung und Finanzierungen in allen Belangen unterstützen – einige bereits seit Goethes Lebzeiten. Und sie fühlen sich der Gesellschaft, in der ihr Tun verankert ist, verpflichtet. Über das Engagement der Interessengemeinschaft hinaus fanden sich – auch wegen der übergeordneten kulturhistorischen Bedeutung der Ausstellung – mit verschiedenen Stiftungen rasch zusätzliche Förderer, die dieses Projekt mit begleiten wollten.


Gerade die seit mehr als fünf Jahren andauernde globale Finanzkrise hat viele Bürger mit bislang nicht gekannten Szenarien und Begriffen konfrontiert. Sie haben sie weitgehend nicht einordnen können. Im Gegenteil, Unkenntnis und Irritation verstärken Ängste und Verlust von Vertrauen. Die Finanzkrise offenbart, wie es um die ökonomische Bildung in Deutschland steht. Die Lehrpläne in den Schulen sind offenkundig nicht so aufgestellt, dass hier bereits ein solides Grundverständnis vermittelt werden könnte. Es bedarf zusätzlicher Initiativen. Einiges ist bereits auf den Weg gebracht, weitere Kraftanstrengungen sind jedoch unerlässlich.


Wir sind der Überzeugung, dass mit der Ausstellung im Goethehaus und dem begleitenden Ausstellungskatalog das Thema auf eine neue Art und Weise auch für Kreise erschlossen wird, die sich bislang noch wenig mit ökonomischen Zusammenhängen beschäftigt haben. Goethe mag auch hier den Weg weisen.

 

Tilman Wittershagen Vorsitzender des Beirates

Interessengemeinschaft Frankfurter Kreditinstitute GmbH

 

 

Literatur * Johann Wolfgang Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, in: J. W. G., Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche, Frankfurter Ausgabe, 40 Bde., hrsg. von Hendrik Birus / Dieter Borchmeyer / Hans-Georg Dewitz (u. a.), Frankfurt am Main 1985–1999, hier: Abt. I, Bd. 7.1, Verse 2802–2804.

(von links nach rechts) Herr Klaus J. Elsner, Frau Prof. A. Bohnenkamp-Renken,  Herr Friedrich von Metzler, Herr Tilman Wittershagen im Rahmen des  58. Kolloquiums für Führungskräfte des privaten Bankgewerbes im Oktober 2012
(von links nach rechts) Herr Klaus J. Elsner, Frau Prof. A. Bohnenkamp-Renken, Herr Friedrich von Metzler, Herr Tilman Wittershagen im Rahmen des 58. Kolloquiums für Führungskräfte des privaten Bankgewerbes im Oktober 2012